Furnologia oder Haushältliche Oefen-Kunst

Im Jahre 1666 verlegte der Architekt, Festungsbaumeister und Erfinder Georg Andreas Böckler (um 1620 – 1687) in Frankfurt am Main die Denkschrift Furnologia oder: Haushältliche Oefen – Kunst. Die Denkschrift behandelt in erster Linie die Herdstelle und die Raumheizung sowie deren holzsparendere Nutzung durch ein ausgeklügeltes System von Zügen. Durch diese sollte die Abwärme besser genutzt werden.

"Furnologia" von G. A. Böckler ist online einsehbar

Georg Andreas Böckler, Furnologia, Frankfurt 1666

(Quelle: Sächsische Landesbibliothek, Dresden)
Georg Andreas Böckler, Furnologia, Frankfurt 1666

(Quelle: Sächsische Landesbibliothek, Dresden)
Georg Andreas Böckler, Furnologia, Frankfurt 1666

(Quelle: Sächsische Landesbibliothek, Dresden)
Georg Andreas Böckler, Furnologia, Frankfurt 1666

(Quelle: Sächsische Landesbibliothek, Dresden)
Georg Andreas Böckler, Furnologia, Frankfurt 1666

(Quelle: Sächsische Landesbibliothek, Dresden)
Georg Andreas Böckler, Furnologia, Frankfurt 1666

(Quelle: Sächsische Landesbibliothek, Dresden)
Georg Andreas Böckler, Furnologia, Frankfurt 1666

(Quelle: Sächsische Landesbibliothek, Dresden)
Georg Andreas Böckler, Furnologia, Frankfurt 1666

(Quelle: Sächsische Landesbibliothek, Dresden)

Der Baumeister und Ingenieur Georg Andreas Böckler wurde um 1620 in Cronheim/Mittelfranken als Sohn eines evangelischen Pfarrers geboren. Böckler wirkte ca. 1644-98 in Straßburg, dann abwechselnd in Frankfurt und Nürnberg. 1679 trat er in die Dienste des Markgrafen Joh. Friedrich von Brandenburg und baute 1684/85 den (1750/51 abgebrochenen) sogenannten Herrieder Torturm und um 1679 vielleicht das Theater in Ansbach. Als Fachschriftsteller ist er für seine Zeit typisch. Seine Bücher wurden mit lateinischem Titel und deutschem Text verlegt. In der Gestaltung des „Theatrum Machina­ rum Novum“ (Nürnberg 1661, 1673, 1686, 1703, lateinisch Köln 1662) mit seinen 152 Kupferstichen, die den Maschinenbau behandeln, ist er von Jacopo de Strada und von Agostino Ramelli abhängig. In seiner „Architectura Nova Curiosa“ (4 T., Nürnberg 1664 und 1704, lateinisch 1664 und 1701) spricht er über Luft- und Wasserdruck und stellt in 202 Kupfertafeln allerhand Brunnen, Paläste, Gärten usw. dar. Seine „Nützliche Haus- und Feldschule“ (Nürnberg 1678 und 1699) ist ein Handbuch der Ökonomie, das alle Teile der Hauswirtschaft bis zur Kochkunst und Hausarzneilehre behandelt und in die Gruppe der Hausväterliteratur gehört. Georg Andreas Böckler starb 1687 in Ansbach.

Schriften von Georg Andreas Böckler:

  • „Compendium architecturae civilis“, 1648.
  • Handbüchlein über die Fortification u. Vestungsbaukunst, 1659.
  • Arithmetica nova militaris, 1661.
  • Theatrum Machinarum Novum, Nürnberg 1661.
  • „Architectura curiosa d. i. … Bau- und Wasserkunst“, Nürnberg 1664.
  • Furnologia, oder, Haushältliche Oefen-Kunst. 1666.
  • Geometriae practicae novae libri, 1667.
  • Nützliche Hauß- und Feldschule, 1678.
  • Neues Und zuvor nie also eingerichtetes vollkommenes Seulen-Buch, 1684.
  • Neu vermehrte Kriegsschule, 1685, ein Handbuch für den Kriegsmann.
  • Ars heraldica, 1688.
  • Die Baumeisterin Pallas: oder, Der in Teutschland erstandene Palladius, 1698.Weiterführende Literautur zu Georg Andreas Böckler:

Jeder Bürger konnte sich beim Thema Holzsparen als Fachmann fühlen, machte doch jeder Erfahrungen am häuslichen Herd. So stammen die Autoren von Sparofenschriften aus allen möglichen Berufsständen. Von den 78 Privilegierungen, die die kaiserliche Regierung zwischen 1530 und 1600 aussprach, galten 26 holzsparenden Erfindungen. 1554 bezahlte der Nürnberger Rat 600 Gulden für den Erwerb eines Holzspar-Patents. 1763 veröffentlichte Friedrich der Große von Preußen ein amtliches Preisausschreiben über „einen Stubenofen, so am wenigsten Holz verzehret“. Als Preisträger ging 1764 Johann Paul Baumer hervor. Sein Buch erschien 1765. Seine später als „Berliner Kachelofen“ berühmt gewordene Erfindung sah einen Rost, regulierbare Luftzufuhr und eine regulierbare Rauchgasklappe vor.

Noch um 1800 waren beim Ofenbau mit wenigen einfachen Neuerungen Einsparungen bis achtzig Prozent zu erreichen. Das große Dilemma war: Genügend Zug – nicht zu viel Abwärme durch den Kamin. Schon früh erkannte man den Vorteil der Erwärmung zugeführter Luft. Ofenbau war vorrangig Sache der Töpfer. Diese waren durch eiserne Roste und komplizierte Rohr- und Abzugsführungen oft überfordert.

Der praktische Nutzen der Sparofen-Literatur war eher gering. Sie machte aber den Geist des Experimentierens populär. Die aufwendig illustrierten Sparofenbücher waren für die Handwerker zu teuer. Es war eher eine Spielwiese der neugierigen Reichen und der Intellektuellen. Um 1800 kam die Holzspar- und Holzmangel-Literatur sichtlich aus der Mode, lange bevor die Verbreitung der Steinkohle und die Wirkung der Aufforstung die Situation von Grund auf verändert hätten. Die dilettantischen Sparofenentwürfe verloren ihre Reputation durch den Aufstieg des Ingenieurstandes.

Einige ausgewählte Holzsparbücher:

  • Keslar, Francois, Peintre: Espargne-Bois, Oppenheim 1619.
  • Böckler, Georg Andreas, Architect & Ingenieur: Furnologia, Oder: Haushältliche Oefen-Kunst. Franckfurt 1666.
  • Schübler, Johann Jacob: Nützliche Vorstellung und deutlicher Unterricht, Von Zierlichen, bequemen und Holtz ersparenden Stuben-Oefen. Nürnberg 1728.
  • Lehmann, Johann Christian: Utilitatis physicae verae specimen VI. Ars lucrandi ignum, d.i. Universal-Holtz-Spahr-Kunst. Leipzig 1735.
  • Leutmann, Johann Georg: Vulcanus Famulans, Oder Sonderbahre Feuer-Nutzung. 3. Ed. Wittenberg 1735.
  • Baumer, Johann Paul: Beschreibung eines zu Erspahrung des Holtzes eingerichteten Stuben-Ofens. Berlin 1765.
  • Abhandlung von Holzsparenden Stuben-Oefen. Th. 1/3. Dresden 1784-1785.
  • Voigt, …: Abhandlung über Spar-Oefen mit Kupfern und einem von dem Herrn Willmann in Musik gesetzten Kriegsliede. Berlin 1789.
  • Koller, …: Anleitung, zu der Errichtung und dem Gebrauche verschiedener Wirthschaftsöfen. Wien 1800.
  • Roth, Philipp Friedrich, Diakonus in Weissenburg: Holzersparende Ofen-Kochheerd-Kessel-und Bratofen-Feuerungen nebst angefügter Litteratur der Holzsparkunst. Nürnberg 1802.
  • Beschreibung neuer holzsparender Oefen und Feuerherde, zum Militär- und Civil-Gebrauch. Wien 1808.
  • Meißner, Gottfried Anton, Kreis-Bau-Inspektor: Oekonomische Koch-Apparate zur Ersparung zweydrittheil Holzes und Vereinfachung der Kochmethode. München 1820.
  • Unterrichtende Beschreibung der Gesundheits- und zugleich Ersparungs-Oefen, die in dem Winter von 1825 bis 1826 zuerst in Mainz bekannt wurden. Frankfurt am Main 1827.
  • Romberg, J. Andreas, Architect: Form und Construction der Feuerung ersparenden Oefen, Kochheerde, Kamine und Bratoefen. Leipzig 1839.

Weiterführende Literatur:

Martin Ebel, Furnologie aneb hledání cesty k úspornému topení do poloviny 19. století v soudobých vzornících. [Furnologie oder Suche nach einem Weg zur wirtschaftlichen Heizung bis zur Hälfte des 19. Jahrhunderts in gegenwärtigen Musterbüchern], in: Svorník 1 (2003), S. 241–254.
Alfred Faber, 1000 Jahre Werdegang von Herd und Ofen. Ausgewählte Kapitel aus ihrer technischen Entwicklung bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts, (Abhandlungen und Berichte des Deutschen Museums) München 1950.
Francois-Joseph Fuchs, Recherches techniques au 16e s. De quelques essais de réduction de consommation de bois à Strasbourg, in: Uwe Bestmann (Hg.), Hochfinanz, Wirtschaftsräume, Innovationen. Festschrift für Wolfgang von Stromer, Trier 1987, S. 1099.
Rolf-Jürgen Gleitsmann, Erfinderpriviliegien und technologischer Wandel im 16. Jahrhundert, in: Der Märker. Landeskundliche Zeitschrift für den Bereich der ehemaligen Grafschaft Mark und den Märkischen Kreis 34 (1985), S. 239–252.
Christian Madaus, Georg Andreas Böckler, in: Kachelofen & Kamin 1 (1984), S. 34–35.
Gunter Oettel, Kein Ofen ohne Feuer. Das Heizmaterial, in: Gunter Oettel (Hg.), Kachel, Ofen und Heizung. Beispiele des Mittelalters und der Neuzeit aus dem Zittauer Land (Zittauer Geschichtsblätter Bd. 35), Görlitz 2008, S. 44–45.