Beobachtungen an Frechener Irdenware

von Antonius Jürgens, Bonn

Grund und Anlass zu den folgenden Bemerkungen ist nicht zuletzt der Umstand, dass beim Rheinischen Amt für Bodendenkmalpflege in Bonn, wie wohl vielerorts, nach wie vor große Materialmengen aus früheren Grabungen zur Bearbeitung anstehen. Dabei ist immer wieder festzustellen, dass wirklich aussagekräftige Ergebnisse sich nicht nur anhand einer begrenzten Zahl von Stücken gewinnen lassen, die nach bis dato herrschender Meinung charakteristisch sind oder als solche gelten. Vielmehr hat sich erwiesen, dass nach Möglichkeit jeweils die gesamten Keramik- und sonstigen Fundbestände eines Platzes, d.h. nicht nur die „Highlights“, sondern auch das „Kleinvieh“ bis zum letzten Spliss und Krümel berücksichtigt werden sollten. Doch selbst dann bliebe in der Einordnung und Bewertung immer noch ein mehr der weniger großer Rest von Unsicherheit, der durch die jeweiligen Grabungsumstände und -möglichkeiten bedingt ist. Dies bedeutet, dass die Grabungs- und Bergungsrealitäten der einzelnen Plätze unbedingt mit in die Beurteilung einbezogen werden müsse.

Auch in einem über Jahrhunderte produzierenden Töpfereizentrum wie Frechen gibt es praktisch keinen Grabungs- und Fundkomplex, der als vollständig erfasst gelten könnte. Selbst in den riesigen Gruben für innerstädtische kombinierte Verwaltungs-, Wohn- und Gewerbebauten[1] konnten keine eindeutig abgrenzbaren Produktionsstätten dreidimensional vollständig erfasst werden. In den Flächen waren zwar gelegentlich – zumindest ab bestimmten Plana – Trennungen möglich; häufig reichten die Ofenreste und Abfallgruben jedoch noch deutlich unter die Baugrubensohlen hinab, so dass aus Zeit- und Kostengründen keine vollständigen Aufnahmen und Bergungen der Inhalte erfolgen konnten. Als wesentlicher Umstand war und ist außerdem zu berücksichtigen, dass in der Hektik früherer und auch heutiger Notgrabungen und -bergungen häufig immer noch vieles bewusst liegen blieb bzw. bleibt oder zurückgelassen werden musste bzw. muss. Dies gilt auch für die sogenannten Verursacher-Maßnahmen, die häufig von Grabungsfirmen nach Maßgaben des Rheinischen Amtes für Bodendenkmalpflege und unter dessen Aufsicht durchgeführt wurden und zunehmend werden.

Vor diesem etwas ernüchternden Hintergrund und unter den geschilderten Bedingungen erfolgten in den Jahren 1986 bis 1988 auch die Untersuchungen, Sicherungen und Teilrestaurierungen von Ofenbefunden sowie Keramik-Bergungen an der Broichgasse, im alten „Oberdorf“ von Frechen[2]. Der Komplex ist bezüglich der Ofenbefunde und mit den Beständen an Steinzeug und sogenannter „grüner“ Irdenware weitestgehend aufgearbeitet. Die „bunte“ Irdenware befindet sich dagegen noch in Arbeit und hat uns veranlasst, hier die eingangs erwähnte Behandlung auch der kleinen und kleinsten Teile so konsequent wie möglich durchzuführen[3].

Dies bedeutet, dass versucht werden muss, auch die winzigsten Relikte nicht nur zu erfassen und nach Warenart und sonstigen Kriterien einzuordnen. Wichtig ist dabei vor allem auch, Gefäßeinheiten soweit wie möglich zu erkennen und alle zugehörigen – auch die kleinsten und unscheinbarsten Teile zusammenzufinden und weitestgehend zusammenzufügen, so dass der nicht verwertete Rest möglichst gering bleibt bzw. auf die Teilchen und Splitter beschränkt wird, von denen man allenfalls noch die Warenart feststellen, nach Form, Verzierung, Zweckbestimmung etc. jedoch keine sicheren Aussagen mehr treffen kann.

Die Arbeiten am „bunten“ Irdenwarematerial der Broichgasse sind quasi als Probelauf für die Behandlung von vergleichbaren, z.T. wesentlich umfangreicheren Frechener Komplexen gedacht, die noch in den Magazinen schlummern.

Als der Frechener Stadtarchivar Karl Göbels vor nunmehr drei Jahrzehnten sein nach wie vor unverzichtbares Standardwerk „Rheinisches Töpferhandwerk – gezeigt am Beispiel der Frechener Kannen-, Düppen- und Pfeifenbäcker“ herausbrachte[4], wies er u.a. darauf hin, dass die Düppenbäcker, also die Produzenten von Irdenware, von jeher gegenüber den Kannenbäckern, den Steinzeugherstellern, als der weniger angesehene Zweig des Töpferhandwerks galten. Diese geringere Einschätzung der einen gegenüber der anderen Sparte trifft bekanntlich nicht nur für Frechen zu.

Karl Göbels schreibt ferner: „…Es ist wohl eine Tatsache, die sich an allen Töpferorten bestätigt: Steinzeugscherben findet man auf Schritt und Tritt im Erdreich. Scherben oder gar einigermaßen erhaltene Gefäße aus den Öfen der Düppenbäcker im Erdboden zu finden, gelingt viel seltener. Ist dies ein Hinweis darauf, daß die Düppenbäcker weniger Ausschuß in ihrer Produktion hatten, oder wurden an ihre Gefäße seitens der Meister und Kunden nicht so hohe Anforderungen gestellt ?“.[5]

Aus aktueller Kenntnis wissen wir, dass man die Aussage von Göbels so nicht gelten lassen kann. Allerdings entsteht auch heute noch oft der Eindruck, dass die Bedeutung der sehr umfangreichen Frechener Irdenware-Produktion gegenüber dem Steinzeug, den berühmten „Bartmännern“, kaum hinreichend erkannt und gewürdigt wird, bzw. im allgemeinen Bewusstsein neben den bekannteren Frechener Steinzeug-Produkten des 16./17. Jahrhunderts in den Hintergrund gedrängt bleibt. Die Gleichung „Frechen = Bartmänner und sonst nichts oder kaum etwas“ hält sich eben sehr hartnäckig.

Wir, d.h. etliche Ausgräber und Autoren im Frechener Umfeld, haben seither in mehrfachen Anläufen versucht, die Sachverhalte zu relativieren; und ich glaube, dass es uns gelungen ist, zumindest in den Kreisen, die sich ernsthaft mit den genannten Fragen befassen, den angestrebten und notwendigen Wandel in den Köpfen hinsichtlich der Einschätzung von Umfang und Bedeutung der verschiedenen Frechener Töpferei-Sparten und ihrer Produkte zu bewirken.

Aus der Zeit des 16. bis 19. Jahrhunderts sind die Namen und biographischen Daten von fast 500 Töpfern aus Frechen bekannt. Dabei stammen die ersten archivalischen Erwähnungen von Düppenbäckern aus der Zeit um 1540 sowie den Jahren 1590 und 1598, in denen die Meister Jaspar von Frechen bzw. Seymon Bot genannt werden, die als Irdenware-Töpfer in Köln arbeiteten. Funde von der Alte Straße/Dr. Tusch-Straße belegen darüber hinaus, dass nicht glasierte, z.T. hoch gebrannte Irdenware schon im Spätmittelalter, wohl in Tradition der auslaufenden Vorgebirgs-Töpfereien, hergestellt worden ist.

Allgemein ist festzuhalten, dass zwischen dem 15. und 19. Jahrhundert Steinzeug und Irdenware gleichzeitig produziert worden sind. Die Gewichtung der beiden Fertigungszweige hat sich allerdings im Laufe der Zeit verschoben. So gab es z.B. im Jahre 1639 neben 35 Kannenbäckern nur 14 Düppenbäcker. Gegen Ende des 17. und im 18. Jahrhundert wandelte sich dann das Verhältnis merklich. Anhand von Sammlungsstücken und Bodenfunden ist nachzuweisen, dass die besonders qualitätsvolle Schaffenszeit der Düppenbäcker mit ihrer Malhornware zwischen etwa 1750 und 1850 lag und insgesamt auch noch deutlich darüber hinausreichte. So übten gegen Mitte des 19. Jahrhunderts nur noch 17 Kannenbäcker gegenüber 35 Düppenbäckern ihr Handwerk aus. Das Verhältnis hatte sich also in gut 200 Jahren nahezu ins Gegenteil umgekehrt. Bei einigen Töpfern, die in Archivalien als Kannen- und zugleich Düppenbäcker auftauchen, lässt sich allerdings vermuten, dass sie tatsächlich in der Lage waren, sowohl Steinzeug als auch Irdenware zu produzieren und dass sie diese Möglichkeiten auch flexibel genutzt haben.

Der knappe Rahmen der Abhandlung erlaubt nicht, auf die einzelnen Warenarten detailliert einzugehen. Der Autor. beschränkt sich daher im Folgenden nur auf wenige diesbezügliche Bemerkungen[6].

Mit dem Malhörnchen farbig dekorierte, bleiglasierte Irdenware in der stilistischen Tradition der niederrheinischen Keramik ist in Frechen in den letzten beiden Jahrzehnten mit Beispielen aus dem 18., vor allem jedoch in größten Stückzahlen aus dem 19. Jahrhundert archäologisch geborgen worden. Diese Art der Keramik wurde in Frechen bis 1935 gefertigt und markiert zugleich auch das Ende der Keramikproduktion in Frechener Werkstätten überhaupt[7].

Zeitlich vor diesen „bunten“, bleiglasierten Erzeugnissen bildete die monochrom kupferoxid-grün bleiglasierte Irdenware eines der wichtigen Standbeine der Frechener Produktion[8].

Karl Göbels hatte bereits 1968 ein innenglasiertes Schüsselfragment aus feinkörnigem, weißbrennendem Ton mit Wellenkammdekor und gekniffenem Rand als d i e Irdenware identifiziert, welche in Kölner Ratsprotokollen des 17. Jahrhunderts eindeutig beschrieben und klassifiziert wurde, um den Verkauf dieser nicht in Köln produzierten Ware zu reglementieren. Auf dem Kölner Alter Markt fand diese Keramik offenbar so regelmäßigen und reichlichen Absatz, dass sie auch auf zeitgenössischen bildlichen Darstellungen im Bereich „Schottel-Kram“ als „Fechener – sprich Frechener- Duppfen“ auf dem Boden ausgebreitet liegt[9]. Es handelt sich hier zweifellos um das Geschirr, welches in den erwähnten Kölner Ratsprotokollen z.B. als „grüne, zu Frechen gebackene Düppen“ (1635), „grün-weiß gezeugs“ (1652) oder „gruen und weiß guet“ (1653) erscheint.

Werkstattbruch dieser Art stammt nun vor allem aus den Untersuchungen an der Broichgasse, die im Jahre 1986 vorgenommen wurde[10]. Wie eingangs bereits erwähnt wurde, sollen Aspekte zur „bunten“ Irdenware im Vordergrund der vorliegenden Ausführungen stehen. Stellvertretend für vieles sei dazu auf Beispiele aus dem Katalog-Handbuch „Keramik vom Niederrhein“ verwiesen[11]. Das Katalog-Handbuch erschien im Jahre 1988 als Begleitpublikation zum einem gemeinsamen Ausstellungs- und Veranstaltungsprojekt von sieben niederrheinischen Städten bzw. deren Töpfereimuseen (oder Museen mit entsprechenden Töpfereibeständen): dem Hetjens-Museum in Düsseldorf, dem Niederrheinischen Museum in Duisburg, dem Keramikmuseum Frechen, dem Niederrheinischen Freilichtmuseum in Grefrath, dem Kölnischen Stadtmuseum, dem Museum Burg Linn in Krefeld und dem Clemens-Sels-Museum in Neuss[12]. Eine weitere Publikation der Kolloquiums-Beiträge erschien 1989[13].

Die Gefäßformen der „bunten“ Frechener Irdenware umfassen vor allem Schüsseln und Teller sowie daneben auch Kannen mit seitlich angebrachtem Henkel und Dreifußtöpfe. Die Keramik ist durch den feinkörnigen, weißbrennenden Scherben und hellen, sogenannten rahmfarbenen Anguss auf der Innen- bzw. Gebrauchsseite gekennzeichnet. Der Dekor wurde im Allgemeinen auffallend routiniert und schwungvoll mit dem Malhorn ausgeführt. Spiegel, Wandung und Fahne sind in der Regel mit Linien gegeneinander abgesetzt. Vorherrschend erscheinen Motive aus Flora (Blumen unterschiedlicher Größe und Gestaltung) und Fauna (vor allem Vögel). Außerdem gibt es Kombinationen von Tieren mit Buschwerk, figürliche Szenen, kunstvoll ineinander greifende pflanzliche und geometrische Ornamente sowie Umschriften mit Sinnsprüchen, Sprichwörtern und Lebensweisheiten. Die Schriften sind oft nicht direkt lesbar, sondern reduziert und ornamental ausgeführt. Gelegentlich treten Fertigungsdaten oder Namen der Töpfer auf.

Zu Öfen und Irdenware des 19. Jahrhunderts hat es in jüngerer Zeit weitere wichtige Befunde und Funde gegeben. So konnte Ute Klatt beispielsweise in der Frechener Innenstadt 1996 einen Ofen samt zugehörigem Material untersuchen, der sich eventuell. dem bekannten Töpfer Peter Thomer zuschreiben läßt[14]. Besonders interessant und bezeichnend ist auch ein Ofenbefund samt Material, den Ursula Francke ebenfalls 1996 in Siegburg aufgedeckt hat[15]. Dieser Ofen entspricht in allen wesentlichen Details den bekannten Frechener Irdenware-Öfen. Macharten und Verzierungsmuster der Keramik sind ebenfalls Frechener Vorbildern angepasst; und zwar so weit, dass vor der Malhorn-Dekorierung offensichtlich eine weiße Engobe aufgebracht wurde, um auch die Anmutung der fast weißen bzw. rahmfarbenen Frechener Oberflächen so gut wie möglich zu imitieren. Dieser Umstand kann als Beleg für die besondere Wertschätzung von Frechener Irdenware im 19. Jahrhundert gelten. Gleichermaßen wird dadurch die Schwerpunktverlagerung der Frechener Produktion vom Steinzeug zur Irdenware noch plausibler. In die gleiche Richtung zielten übrigens schon früher Versuche der Brühler Töpfer, Siegburger Steinzeug zu kopieren bzw. Ware zu produzieren, die jener möglichst ähnlich war.

Neben der schon erwähnten „grünen“ gibt es auch aus den Grabungen in der Broichgasse erhebliche Mengen der eben charakterisierten „bunten“ Irdenware[16].

Aus der Praxis der Keramikbearbeitung kennt jede Bearbeiterin und jeder Bearbeiter die Befriedigung und das kleine Glücksgefühl, welches sich immer dann einstellt, wenn von einem Tisch voller Scherben ein weiteres Stück quasi als Mosaiksteinchen zu einer vorhandenen Keramik passt. Diese Glücksmomente – wenn man das ein bisschen hochtrabend so ausdrücken will – ereilen die Betroffenen in der Regel auch noch nach ziemlich langer und intensiver Suche. Irgendwann ist jedoch „der Ofen aus“ und stellt sich Frust ein. Dies gilt vor allem dann, wenn zwar noch jede Menge – meistens kleinteiliges – Material vorhanden ist, jedoch nichts mehr passen will und dennoch der Eindruck bestehen bleibt, dass noch manches zusammengehören müsse. Insofern scheint die Scherbenfülle hinderlich zu sein.

Trotzdem steht die Wichtigkeit und Bedeutung der möglichst lückenlosen Aufnahme sämtlicher Materialien eines Platzes außer Zweifel. Dies erwies sich beispielsweise an einem Steinzeug-Komplex, der 1981 zusammen mit Ofenrelikten nahe der evangelischen Kirche erfasst wurde[17]. Ohne die konsequente Bergung und Berücksichtigung sämtlicher greifbaren Reste wären beispielsweise die markanten, bis dato für Frechen nicht geläufigen Pullen mit schlankem Hals und Wellenkammdekor kaum in ihrer Bedeutung als eigenständiger Typ erkennbar gewesen[18].

Die Frage ist nun, wie man den oben umrissenen großen Mengen und vor allem den jeweiligen Restbeständen möglichst rationell beikommen kann, ohne zu viel wertvolle Zeit zu opfern. Dazu fällt jedem wohl bald die elektronische Datenverarbeitung (EDV) als Hilfsmittel ein, ohne die heute praktisch nichts mehr läuft. Dieses Mittel ist natürlich im Falle der Broichgasse schon ausgiebig angewendet worden, indem über spezielle Masken die Gefäßeinheiten der verschiedenen Keramiksparten mit allen Kriterien charakterisiert und erfasst wurden[19].

Angesichts der erwähnten großen Restbestände wird nun erwogen, den Umriss des einzelnen Stückes per EDV zu speichern und über Suchfunktionen mit anderen Scherben bzw. Scherbeneinheiten und -verbänden vergleichbar zu machen. Bekanntlich bilden die Bruchkanten von Keramikfragmenten z.B. nach Länge, Verlauf (gerade, gekrümmt, zackig etc.) und Winkelstellungen zueinander bei jeder Scherbe quasi ein individuelles Bild. Damit sollten schon anhand dieser zweidimensionalen Erfassungen hinreichende Kriterien für die Anpassung der Fragmente untereinander zu gewinnen sein. Dabei ist die Beschränkung auf wenige wirklich relevante Merkmale geboten, um den Datenanfall in Grenzen zu halten und ohne unnötigen Ballast möglichst rationell arbeiten zu können. Nach Aussage von EDV-Experten des Rheinischen Amtes für Bodendenkmalpflege und des Rheinischen Landesmuseums bieten allerdings die derzeit den genannten Ämtern zur Verfügung stehenden Hard- und vor allem auch Software-Ausstattungen noch keine praktikablen Lösungen[20].

Fazit:

Die beim Rheinischen Amt für Bodendenkmalpflege – ebenso wie andernorts – vorhandenen großen Mengen von unzureichend oder nicht bearbeiteten Keramikkomplexen waren Grund und Anlass für das Referat. Als Grundsatz wurde betont, dass wirklich aussagekräftige Ergebnisse sich nicht anhand ausgewählter Stücke („Highlights“), sondern nur unter jeweiliger Verwertung der gesamten Keramik- und sonstiger Fundbestände sowie der Berücksichtigung der unterschiedlichen Grabungs- und Bergungsrealitäten eines Platzes gewinnen lassen.

Am Beispiel des Töpfereizentrums Frechen wurde dann in einem kurzen Abriss die frühere und heutige Einschätzung und Standortbestimmung dieses bedeutenden Produktionsortes erläutert; und zwar speziell im Hinblick auf die beiden Sparten der „grünen“ und „bunten“ bleiglasierten Irdenwaren im Verhältnis zum allbekannten Steinzeug mit den berühmten „Bartmännern“.

Da der knappe Rahmen des Vortrages kein detailliertes Eingehen auf die Warenarten erlaubte, erfolgten für die Irdenwaren nur kurze Charakterisierungen nach Scherben, Gefäßformen, Oberflächenbehandlungen und Verzierungen.

Anhand von „bunter“ Irdenware des Komplexes Broichgasse wurden Probleme der Aufarbeitung erläutert, welche speziell bei der Behandlung kleiner und kleinster Restbestände durch immense Sucharbeit und manchmal kaum noch vertretbaren Aufwand an Zeit, die evtl. besser und effektiver zu nutzen wäre, entstehen.

Unter dem Gesichtspunkt der Arbeitserleichterung und Zeitersparnis wurden dann evtl. mögliche Verwendungen der elektronischen Datenverarbeitung zur Erfassung von Scherbenumrissen mit jeweils „individuellen“ Verhältnissen von Formen, Längen und Winkelstellungen der Bruchkanten zueinander sowie die Anpassung von Scherben mit Hilfe der EDV zu größeren Scherbenverbänden und Gefäßteilen oder ganzen Gefäßen zur Diskussion gestellt.


Weiterführende Literatur:

Ursula Francke, Die Ausgrabung eines Töpferofens des 19. Jahrhunderts in Siegburg. In: Harald Koschik (Hg.), Ausgrabungen im Rheinland 1996. Köln/Bonn 1997, 142f.

Karl Göbels, Rheinisches Töpferhandwerk – gezeigt am Beispiel der Frechener Kannen-, Düppen- und Pfeifenbäcker. Frechen 1971.

Egon Heeg, Dorette Kleine, Wilfried Maria Koch u. Elmar Scheuren,: Keramik-Museum Frechen (Informationsblätter) Abteilung 3.1-12. Frechen 1985.

Antonius Jürgens, Töpferöfen des 19. Jahrhunderts in Frechen, Erftkreis. In: Ausgrabungen im Rheinland 1979/80. Kunst und Altertum am Rhein 104. Bonn 1981, 210-216.

Antonius Jürgens u. Bernhard Bös, Spätmittelalterliche und frühneuzeitliche Töpferöfen in Langerwehe, Kr. Düren und Frechen, Erftkreis. In: Ausgrabungen im Rheinland 1981/82. Kunst und Altertum am Rhein 112. Bonn 1983, 201-207.

Antonius Jürgens, Mittelalterliche und neuzeitliche Töpfereien in Frechen, Erftkreis. In: Ausgrabungen im Rheinland 1983/84. Kunst und Altertum am Rhein 122. Bonn 1985, 218-223.

Antonius Jürgens, Ausgrabungen im Bereich der Außenstelle Zülpich in den Jahren 1985/86. In: Dörfer und Städte. Ausgrabungen im Rheinland 1985/86. Bonn 1987, 5-22.

Antonius Jürgens u. Dorette Kleine, Werkstattfunde aus Frechen. Brennöfen und Irdenware. In: Joachim Naumann (Hg.), Keramik vom Niederrhein. Die Irdenware der Düppen- und Pottbäcker zwischen Köln und Kleve. Veröffentlichungen des Kölnischen Stadtmuseums IV. Köln 1988, 101-115.

Antonius Jürgens, Langerwehe – Brühl – Frechen. Neue Grabungen und Erkenntnisse in rheinischen Töpfereizentren. In: David R.M. Gaimster, Mark Redknap, Hans-Helmut Wegner (Hgg.), Zur Keramik des Mittelalters und der beginnenden Neuzeit im Rheinland. British Archaeological Reports, International Series 440. Oxford 1988, 125-149.

Antonius Jürgens u. Dorette Kleine, Langerwehe und Frechen.- Neue Erkenntnisse zu Brennöfen, Steinzeug und Irdenware. In: H. Hellenkemper, H.G. Horn, H. Koschik, B. Trier (Hgg.), Archäologie in Nordrhein-Westfalen. Köln 1990, 341-346.

Jürgens, Antonius: Ausgrabungen und Restaurierungen von Töpferöfen in der Frechener Broichgasse. In: Stadt Frechen (Hg.), Ausgegraben. Keramik aus Frechen vom Mittelalter bis zum 19. Jahrhundert. Frechen 1995, 6-22.

Antonius Jürgens, Ein Frechener Steinzeugkomplex des frühen 16. Jahrhunderts. In: Stadt Frechen (Hg.), Ausgegraben. Keramik aus Frechen vom Mittelalter bis zum 19. Jahrhundert. Frechen 1995, 31-37, Titelbild und Abb. 30.

Ute Klatt, Auf den Spuren des Anton Thomer zu Frechen. In: Harald Koschik (Hg.), Ausgrabungen im Rheinland 1996. Köln/Bonn 1997, 139-142.

Dorette Kleine, Werkstattfunde aus Frechen – Irdenware. In: Joachim Naumann (Hg.), Beiträge zur Keramik 3. Die Keramik vom Niederrhein und ihr internationales Umfeld. Internationales Keramik-Symposium in Duisburg, Düsseldorf und Neuss 1988. Düsseldorf 1989, 30-34.

Dorette Kleine, Keramikmuseum Frechen. Braunschweig 1992.

Dorette Kleine, Grau-blaues Steinzeug und grüne Irdenware in Frechen. In: Stadt Frechen (Hg.), Ausgegraben. Keramik aus Frechen vom Mittelalter bis zum 19. Jahrhundert. Frechen 1995, 49-56.

Wilfried Maria Koch, Der Frechener „Prachtofen“. In: H. Koschik (Hg.), Archäologie im Rheinland 1997. Köln/Bonn 1998, 153-155.

Marion Merse, Die Erfassung von Frechener Keramik am Beispiel des Ofenkomplexes Broichgasse. In: Stadt Frechen (Hg.), Ausgegraben. Keramik aus Frechen vom Mittelalter bis zum 19. Jahrhundert. Frechen 1995, 23-30.

Joachim Naumann (Hg.), Keramik vom Niederrhein. Die Irdenware der Düppen- und Pottbäcker zwischen Köln und Kleve. Veröffentlichungen des Kölnischen Stadtmuseums IV. Köln 1988, 101-115.

Joachim Naumann (Hg.), Beiträge zur Keramik 3. Die Keramik vom Niederrhein und ihr internationales Umfeld. Internationales Keramik-Symposium in Duisburg, Düsseldorf und Neuss 1988. Düsseldorf 1989.

Jürgen Tzschoppe, Technologische Entwicklungen am Frechener Kannenofen. In: Stadt Frechen (Hg.), Ausgegraben. Keramik aus Frechen vom Mittelalter bis zum 19. Jahrhundert. Frechen 1995, 63-71.


Anmerkungen:

[1] Solche Fundkomplexe der letzten zwei Jahrzehnte fanden sich beispielsweise im Rathauscenter (Jürgens 1981, 210-216), in der Alte Straße/Dr. Tusch-Straße (Jürgens 1985, 218-223), beim Altenheimbau an der evangelischen Kirche (Jürgens 1987, 17ff.; Kleine 1992, 31ff.) oder – in jüngerer Zeit – bei der großflächige Bebauung an der Hauptstraße (Tzschoppe 1995, 71) und am Mühlengraben (Koch 1998, 153-155).

[2] Jürgens/Kleine 1988, 111; Jürgens 1988, 139; Jürgens 1995, 6-22; Jürgens/Kleine 1990, 343.

[3]  Die „bunte Irdenware wird gemeinsam mit Frau Merse M.A. aufgearbeitet.

[4]  Göbels 1971. Über Frechener Töpferei – samt Öfen und Keramik aller betroffenen Sparten – ist bei Hafnerei-Symposien schon mehrfach berichtet worden. Daher ist es nicht erforderlich, hier noch einmal detailliert auf die damit zusammenhängenden Fragestellungen einzugehen. Einige überschlägige Bemerkungen zur früheren und heutigen Einschätzung und Standortbestimmung der Frechener Töpferei, hier speziell der Irdenwareproduktion, dürften jedoch nicht schaden.

[5] Göbels 1971, 170

[6] Zu Details und Besonderheiten der Frechener Irdenware allgemein: siehe auch Heeg/Kleine/Koch/Scheuren 1985, Abt. 3.1-12.

[7] Jürgens/Kleine 1988, 109.

[8] Jürgens/Kleine 1988, 110ff, Abb. 10.a-b, Kleine 1995, 54f.

[9] Heeg/Kleine/Koch/Scheuren 1985, Abt. 3.5

[10] Diese Ware soll hier jedoch nicht näher behandelt werden.

[11] Naumann 1988.

[12] Die meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Hafnerei-Symposien haben die Veranstaltungen des o.g. Projektes persönlich miterlebt, da gleichlaufend auch das 21. Internationales Hafnerei-Symposion an den Tagungsorten Düsseldorf, Duisburg und Neuss stattfand.

[13] Naumann 1989.

[14] Klatt 1997, 139-142.

[15] Francke 1997, 142f.

[16] Zur „bunten“ Frechener Irdenware allgemein siehe Jürgens/Kleine 1988, 101-115, hier besonders das Kapitel „Irdenware“ von Dorette Kleine. Zu Vergleichen derartiger Frechener Waren mit Funden aus einigen anderen Orten siehe Kleine 1989, 30-34.

[17] Jürgens/Bös 1983, 204f.

[18]  Jürgens II 1995, 31-37.

[19]  Merse 1995, 23-30.

[20] An die Teilnehmerinnen/Teilnehmer des Symposions stellte der Verfasser in diesem Zusammenhang daher konkret die Frage, ob jemand schon in dieser Richtung gearbeitet und Erfahrungen gesammelt habe. Ebenso gab Verf. zu erkennen, dass er entsprechende Hinweise und Anregungen dankbar begrüßen würde.