Motive: Tapete mit Lilien vom Gotthardsberg bei Amorbach

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Blattkachel mit Tapetendekor mit gegenläufig geschwungenen Leisten, gefüllt mit gegenständigen Lilien dunkelbraun glasiert, Anfang 17. Jh.; H. 23,9 cm, Br. 15,5 cm; Weilbach, ArGe Gotthardsberg, Inv. Nr. Gotthardsberg, Fd.-Nr. 0108; urpsr. Amorbach, Gotthardsberg, Schnitt 05/1 (großer Gewölbekeller)Bei Grabungen auf dem Gotthardsberg ein Amorbach konnten in vier Grabungskampagnen zwischen 2010 und 2021 sowie im Jahre 2021 unter anderem zahlreiche Ofenkeramiken ergraben werden.1 Zeitlich lassen sich die Stücke vier Kachelnutzungshorizonten zuweisen.2 Die in der Abhandlung vorgestellte Blattkachel ist dem vierten und jüngsten dieser Nutzungshorizonte zuzuweisen.

Ihr Bildfeld wird gleichförmig von hochovalen Rahmen, bestehend aus glatten, einfach abgetreppten Bänder, gegliedert. In diese sind jeweils antithetisch nach oben und nach unten weisende lilienförmige Besätze eingebunden. Ein horizontaler, sich zu den Rändern hin verschmälernder, ebenfalls glatter Halbstab trennt die spiegelbildlichen Besätze voneinander. Die Zwickel zwischen den Medaillons sind mit kleinen Akanthusrosetten bestückt.

Gleichförmig = langweilig ?

Der unscheinbare Dekor zeichnet sich in erster Linie durch seine Gleichförmigkeit aus. Er ist in der vorliegenden Form als additiver Besatz sowohl für den Oberofen als auch für den Feuerkastens eines Kachelofens gedacht. Damit ist er in die Kategorie der Tapetendekore zuzuordnen.

Am Übergang vom ersten zum zweiten Drittel des 16. Jahrhunderts wurden Ornamente zu eigenständigen, flächendeckenden Kachelbesätzen weiterentwickelt. Im Gegensatz zu vergleichbaren Verzierungen aus der Spätgotik wie beispielsweise der Rose3 ist die ikonographische Aussagekraft dieser Ornamente nicht mehr sofort erschließbar. Solche reliefierte Kacheln sind der Gruppe der Ofenkacheln mit Tapetendekoren zuzurechnen.4 Ihre Muster aus Blatt- und Rankenwerk lassen sich in endloser Folge nebeneinander oder mittig versetzt über- und untereinander anordnen. Dabei führen die großflächigen Ornamente, die in ihrem additiven Bildaufbau zeitgenössischen Papier- und Ledertapeten ähneln,5stets über mehrere Kacheln hinweg. Die Ofenkachel verliert ihre Funktion als Träger eines in sich abgeschlossenen Bildprogramms. Das Ornament entfaltet seine eigentliche Wirkung erst im Zusammenspiel einer ganzen Gruppe gleichartig reliefierter Kacheln, unabhängig davon, ob mit ihnen ein kubisches oder, wie im Falle des Gotthardsbergs zu vermuten, ein zylindrisches Ofensegment besetzt war. Dieses Dekorverständnis, dem auch das Gestaltungsprinzip des barocken Überschlagofens zugrunde liegt, dürfte gegen 1500 entwickelt worden sein.6 Möglicherweise verdankt der Ofentypus seine Entstehung dem Streben, die Raumheizung der Dekoration des dazugehörigen Zimmers anzugleichen, in der Tapeten oder Textilbespannungen dominierten. Einer der frühesten Öfen mit einem solchen Dekor ist der Ofen mit zwei zylindrischen Aufsätzen, den Peter Aichner im Jahre 1517 für die Burg Trausnitz ob Landshut anfertigen ließ.7


Blattkacheln mit Tapetendekor mit Lilien vom Gotthardsberg

Blattkachel mit Tapetendekor mit gegenläufig geschwungenen Leisten, gefüllt mit gegenständigen Lilien
dunkelbraun glasiert, Anfang 17. Jh.; H. 23,9 cm, Br. 15,5 cm;


Weilbach, ArGe Gotthardsberg, Inv. Nr. Gotthardsberg, Fd.-Nr. 0108; urspr. Amorbach, Gotthardsberg, Schnitt 05/1 (großer Gewölbekeller)
Blattkachel mit Tapetendekor mit gegenläufig geschwungenen Leisten, gefüllt mit gegenständigen Lilien
dunkelbraun glasiert, Anfang 17. Jh.; H. 24,0 cm, Br. 16,0 cm;


Weilbach, ArGe Gotthardsberg, Inv. Nr. Gotthardsberg, Fd.-Nr. 0074; urspr. Amorbach, Gotthardsberg, Schnitt 02/3 (großer Gewölbekeller)
Blattkachel mit Tapetendekor mit gegenläufig geschwungenen Leisten, gefüllt mit gegenständigen Lilien
dunkelbraun glasiert, Anfang 17. Jh.; H.18,8 cm, Br. 15,9 cm;


Weilbach, ArGe Gotthardsberg, Inv. Nr. Gotthardsberg, Fd.-Nr. 0108; urspr. Amorbach, Gotthardsberg, Schnitt 05/1 (großer Gewölbekeller)
Blattkachel mit Tapetendekor mit gegenläufig geschwungenen Leisten, gefüllt mit gegenständigen Lilien
dunkelbraun glasiert, Anfang 17. Jh.; H. 18,2 cm, Br. 15,8 cm;


Weilbach, ArGe Gotthardsberg, Inv. Nr. Gotthardsberg, Fd.-Nr. 0398; urspr. Amorbach, Gotthardsberg, Schnitt 06/2
Blattkachel mit Tapetendekor mit gegenläufig geschwungenen Leisten, gefüllt mit gegenständigen Lilien
graphitiert, Anfang 17. Jh.; H. 8,7 cm, Br. 5,0 cm;


Weilbach, ArGe Gotthardsberg, Inv. Nr. Gotthardsberg, Fd.-Nr. 0398; urspr. Amorbach, Gotthardsberg, Schnitt 06/2

Tapetendekore sind für den Gotthardsberg im vierten Kachelnutzungshorizont in zwei Varianten belegt. Neben dem Lilienbesatz (91 Fragmente) ist der Stellenwert des zweiten Dekors mit nur zwei Fragmenten als vergleichsweise gering zu beachten. Bei besagtem Dekor handelt es sich um einen Besatz mit stilisierten Masken und Palmetten.8 Das Mengenverhältnis legt nahe, dass eine oder maximal zwei mit maskenbesetztem Tapetendekor verzierte Blattkachel anlässlich von Ofenreparaturen in vermutlich schlecht einsehbare Stellen in den Ofenkörper eingebaut worden sein dürften.

Lediglich eine Kachel mit hochrechteckigem, leicht gebogenem Bildfeld lässt sich mit dem kleinteilig zerbrochenen Kachelmaterial vervollständigen. Aufgrund der gleichmäßig geschwungenen Oberfläche war eine solche Kachel ursprünglich dafür gedacht, in den zylindrischen Oberofen eines Kachelofens eingebaut zu werden. Der Wölbung zufolge dürfte dieser einen Durchmesser von mindestens 60 cm gehabt haben.9

Braun und Gau verträgt sich bestens

Das Relief der Blattkachel mit Lilienbesatz wird über einer weißen Behautung von einer braunen Glasur überfangen. Bei 11 der 91 auf dem Gotthardsberg gefundenen Fragmenten solcher Kacheln fehlt die braune Glasur. Dafür haben sich auf allen diesen unglasiert in den Kachelofen eingebauten Ofenkeramiken nachträgliche Bestreichungsspuren mit Graphit erhalten.

Damit geben diese Kacheln über die Behandlung ihrer Oberflächen erste Hinweise darauf, in welche Art von Öfen sie eingebaut wurden. Die an ihren Außenseite mit fest anhaftende, dünn aufgetragenen Graphitierung10 wurde vom Ofensetzer auf dem gesamten Ofenkörper, auf den Ofenfüßen und dem gußeisernen Feuerkasten ebenso wie auf dem keramischen Oberofen aufgetragen.

Vor dem Überstreichen mit der mit Leinöl oder Wachs vermischten Graphitlösung11 war diese für die besseren Haftung des Auftrags wegen mit einem Lehmanstich grundiert worden. Je nach Feinheit des aufgetragenen Puders und der Intensität der Politur12 nahm die Oberfläche einen blauschwarzen oder silbernen Glanz an. Nach einer gewissen Zeit wurde der glänzend polierte Belag unansehnlich matt und mußte durch Auftrag weiterer, graphithaltiger Beschichtungen aufgearbeitet werden. Dies ging stets mit dem Polieren auf Hochglanz einher.

Die Graphitierung war dann nötig, wenn zusätzlich zu keramischen Bestandteilen auch solche aus Gußeisen in den Ofenkörper eingebunden waren. Aufgrund der Kombination von sich schnell erwärmenden und auch extreme Temperaturunterschiede auffangenden, gußeisernen Ofenelementen mit den länger die Wärme speichernden, keramischen Bestandteilen hat sich der Kombinationsofen,13 ein Hybrid aus gußeisernen Platten (Feuerkasten) und keramischem Besatz (Oberofen), in Süd- und Südwestdeutschland im 17. Jahrhundert als langlebige und energieeffiziente Raumheizung bewährt.

Variantenreich

Tapetendekore mit Lilie in einfach ausgebildeten Leisten gibt es in zwei Varianten:14

  • Typ 1: Die Lilien in den großen Medaillons sind an ihren Enden mit spitzovalen Blättern besetzt.
  • Typ 2: Die Lilien in den großen Medaillons sind an ihren Enden als Blüten mit ausladenden Fruchtständen gearbeitet.

Typ 2 lässt an der Stelle, an dem die beiden spiegelbildlich aufgebauten Blütenbesätze aneinanderstoßen, zwei unterschiedliche Spielarten zu: Typ 2a weist dort ein einfaches oder doppeltes Rollwerkbündel auf. Bei Typ 2b ist dieser Übergang von einer Blüte verdeckt.

Varianten Typ 01 und Typ 02

Von den 247 in FurnArch erfassten Blattkacheln mit Tapetendekor mit Lilie, eingefasst von einfach ausgebildeten Leisten gehören 125 Fragmente dem Typ 1 und 122 Fragmente dem Typ 2 an. Ein Blick auf die Kartierung lässt erkennen, daß beide Motivtypen im gesamten Erfassungsraum sowohl produziert als auch genutzt wurden. Das Spektrum der Kacheln mit Lilienbesätzen beschränkte sich jedoch nicht auf die hier behandelten Ausprägungen. In FurnArch geben 74 weitere Kachelreliefs eine Vorstellung vom Variantenreichtum des Bildthemas.

Verbreitung der Varienten mit Tapetendekor mit Lilien. Karte: Sabrina Bachmann, Heimbuchenthal.Die Motivgruppe lässt sich zeitlich nicht exakt eingrenzen. Fundstücke aus den Werkstätten des auf dem Klaushof im Schwalm-Eder-Kreis tätigen Cuntz Budner (+ 1611)15 sowie des Hans Feupel (1598 – 1621) in Witzenhausen16 verweisen auf einen Nutzungszeitraum zu Beginn des ersten Drittels des 17. Jahrhunderts. Damals wurde drüber hinaus im wiedererrichteten Prioratshaus auf dem Gotthardsberg bei Amorbach ein Ofen mit Kacheln mit lilienbesetztem Tapetendekor gesetzt. Mindestens ein Jahrzehnt früher, bald nach 1590, erhielt das Schloss oberhalb von Rauschenberg seine Ausstattung mit Kombinationsöfen mit dunkelbraun glasierten Oberöfen. Auf der nahe bei Marburg gelegenen Burg stand von da an bis zu ihrer Zerstörung 1646 ein Ofen mit Kacheln mit Lilien zwischen gebogenen Leisten. Mindestens zwanzig Jahre älter dürften die beiden Modelfragmente aus der Werkstatt in der Großen Greifengasse in Speyer sein.17

 

Mit der Einbindung eines Durlacher Werkstattkomplexes in die zweite Stilgruppe dort, die stilistisch in den 1540er Jahren zu verortet ist, liegt der bislang älteste Nachweis der seriellen Produktion dieses Dekors vor.18 Seine Hochblüte ist deutlich später an den Übergang vom 16. zum 17. Jahrhundert zu setzen. Ein Sekundär- oder Tertiärmodel aus Schwäbisch Hall trägt rückseitig die Jahreszahl 1679. Es ist nicht auszuschließen, daß mit dem zu diesem Zeitpunkt neu in Gebrauch genommenen Produktionsmittel noch zu Beginn des 18. Jahrhunderts Kacheln mit Lilienbesatz ausgeformt wurden.


Blattkacheln mit Tapetendekor mit Lilien

Model einer Blattkachel mit Tapetendekor mit gegenläufig geschwungenen Leisten, gefüllt mit gegenständigen Lilien
unglasiert, 2. Drittel 16. Jh.; H. 30,4 cm, Br. 21,2 cm;


Speyer, Historisches Museum der Pfalz, Inv. Nr. unbekannt; urspr. Speyer, Greifengasse
Model einer Blattkachel mit Tapetendekor mit gegenläufig geschwungenen Leisten, gefüllt mit gegenständigen Lilien
unglasiert, 2. Drittel 16. Jh.; H. 10,4 cm, Br. 18,8 cm;


Speyer, Historisches Museum der Pfalz, Inv. Nr. unbekannt; urspr. Speyer, Greifengasse (?)
Model einer Blattkachel mit Tapetendekor mit gegenläufig geschwungenen Leisten, gefüllt mit gegenständigen Lilien
unglasiert, 1670; H. 19,5 cm, Br. 19,0 cm;


Schwäbisch Hall, Hällisch-Fränkisches Museum, Inv. Nr. 0935; urspr. Schwäbisch Hall (?)
Patrize einer Blattkachel mit Tapetendekor mit gegenläufig geschwungenen Leisten, gefüllt mit gegenständigen Lilien
unglasiert, letztes Drittel 17. Jh.; H. 19,5 cm, Br. 19,0 cm;


Schwäbisch Hall, Hällisch-Fränkisches Museum, Inv. Nr. 0935; urspr. Schwäbisch Hall (?)
Blattkachel mit Tapetendekor mit gegenläufig geschwungenen Leisten, gefüllt mit gegenständigen Lilien
polychrom glasiert, vor 1600; H. 8,7 cm, Br. 7,8 cm;


Augsburg, Stadtarchäologie, Inv. Nr. SA 2005,0324; urspr. Augsburg, Armenhausgasse 11
Über Eck geführte Blattkachel mit Tapetendekor mit gegenläufig geschwungenen Leisten, gefüllt mit gegenständigen Lilien
dunkelbraun glasiert, Anfang 17. Jh.; H. 19,2 cm, Br. 10,1 cm;


Speyer, Historisches Museum der Pfalz, Inv. Nr. unbekannt; urspr. Speyer, Flachsgasse/Maximilianstraße 15, E 2011/195
Blattkachel mit Tapetendekor mit gegenläufig geschwungenen Leisten, gefüllt mit gegenständigen Lilien
dunkelbraun glasiert, Ende 16. Jh.; H. 9,3 cm, Br. 28,0 cm;


Rauschenberg, IG Schloßberg, Inv. Nr. unbekannt; urspr. Rauschenberg, Schloßberg
Blattkachel mit Tapetendekor mit gegenläufig geschwungenen Leisten, gefüllt mit gegenständigen Lilien
dunkelbraun glasiert, Ende 16. Jh.; H. 9,4 cm, Br. 17,3 cm;


Rauschenberg, IG Schloßberg, Inv. Nr. unbekannt; urspr. Rauschenberg, Schloßberg
Blattkachel mit Tapetendekor mit gegenläufig geschwungenen Leisten, gefüllt mit gegenständigen Lilien
dunkelbraun glasiert, Ende 16. Jh.; H. 10,7 cm, Br. 19,5cm;


Rauschenberg, IG Schloßberg, Inv. Nr. unbekannt; urspr. Rauschenberg, Schloßberg
Blattkachel mit Tapetendekor mit gegenläufig geschwungenen Leisten, gefüllt mit gegenständigen Lilien
dunkelbraun glasiert, Ende 16. Jh.; H. 15,1 cm, Br. 15,5 cm;


Rastatt, Archäologisches Landesmuseum, Zentrales Funddepot, Inv.-Nr. 2014-0112-0102; urspr. Ladenburg, Feuerleitergasse 10, 2014-0112
Model einer Blattkachel mit Tapetendekor mit zentraler Blüte mit vier lilienartigen Blättern
unglasiert, Anfang 17. Jh.; H. 22,0 cm, Br. 36,0 cm;


Dieburg, Museum Schloss Fechenbach, ehem. Kreisarchäologie, Inv. Nr. unbekannt; urspr. Dieburg, Minnefeld 13
Blattkachel mit Tapetendekor mit zentraler Blüte mit vier lilienartigen Blättern
dunkelbraun glasiert, 16. Jh.; H. 31,0 cm, Br. 22,0 cm;


Aschaffenburg, Museen der Stadt, Inv.-Nr. 137/58; urspr. Aschaffenburg (?)
Blattkachel mit Tapetendekor mit zentraler Blüte mit vier lilienartigen Blättern
graphitiert, Anfang 17. Jh.; H. 12,2 cm, Br. 8,4 cm;


Frankfurt-Höchst, Museum für Höchster Geschichte, Inv.-Nr. unbekannt; urspr. Frankfurt-Höchst, Schloss
Blattkachel mit Tapetendekor mit zentraler Blüte mit vier lilienartigen Blättern
dunkelbraun glasiert, 17. Jh.; H. 29,5 cm, Br. 19,0 cm;


Wiesbaden, Stadtmuseum am Markt, Sammlung Nassauische Altertümer, Inv.-Nr. unbekannt; urspr. Katzenelnbogen
Blattkachel mit Tapetendekor mit zentraler Blüte mit vier lilienartigen Blättern
grün glasiert, Anfang 17. Jh.; H. 17,1 cm, Br. 10,1 cm;


Rastatt, Archäologisches Landesmuseum, Zentrales Funddepot, Inv.-Nr. 2013-58-1151-296; urspr. Neuenburg a. Rhein, Schlüsselstraße 3-11
Blattkachel mit Tapetendekor mit diagonal angeordneten lilienartigen Rankenbündeln
dunkelbraun glasiert,  17. Jh.; H. 33,5 cm, Br. 25,4 cm;

Ingolstadt, Stadtmuseum, Inv.-Nr. A 07410/0110, 0122, 0146, 0148, 0150; urspr. Ingolstadt, Ingobräu
Blattkachel mit Tapetendekor mit diagonal angeordneten lilienartigen Rankenbündeln
dunkelbraun glasiert,  17. Jh.; H. 10,0 cm, Br. 18,8 cm;

Ingolstadt, Stadtmuseum, Inv.-Nr. A 07410/0128; urspr. Ingolstadt, Ingobräu
Blattkachel mit Tapetendekor mit diagonal angeordneten lilienartigen Rankenbündeln
grün glasiert,  17. Jh.; H. 13,2 cm, Br. 16,9 cm;

Ingolstadt, Stadtmuseum, Inv.-Nr. A 07410/0172, 0174, 0175; urspr. Ingolstadt, Ingobräu

 


Harald Rosmanitz, Partenstein 2023


Weiterführende Literatur

Ansorge, Jörg (2007): Langenstraße 17 – ein Stralsunder Töpfergrundstück. In: Archäologische Berichte aus Mecklenburg-Vorpommern 14, S. 198–212.

Appuhn, Horst; Heusinger, Christian von (1976): Riesenholzschnitte und Papiertapeten der Renaissance, Unterschneidheim.

Blümel, Fritz (1965): Deutsche Öfen. Der Kunstofen von 1480 – 1910. Kachel- und Eisenöfen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, München.

Böhmer, Herbert (2016): Ein kalt bemalter schwarzer Ofen aus dem 18. Jahrhundert. In: Hans-Georg Stephan (Hg.): Keramik und Töpferei im 15./16. Jahrhundert. Beiträge des 47. Internationalen Symposiums für Keramikforschung (Hallesche Beiträge zur Archäologie des Mittelalters 2), Langenweißbach, S. 22–31.

Driesch, Karlheinz von den (1990): Handbuch der Ofen-, Kamin- und Takenplatten im Rheinland (Werken und Wohnen 17), Köln.

Elling, Wilhelm; Winkler-Borck, Sigrid; Dethlefs, Gerd; Rüggeberg, Helmut (Hg.) (1992): Ofen- und Kaminplatten, Borken.

Endres, Werner (Hg.) (1998): Ritterburg und Fürstenschloß. Bd. 2: Archäologische Funde, Regensburg.

Ermischer, Gerhard (1996): Die Tapetenkacheln und Aufsätze aus der Grabung Schloßplatz 2. In: Gerhard Ermischer (Hg.): Schlossarchäologie. Funde zu Schloß Johannisburg in Aschaffenburg, Aschaffenburg, S. 81–85.

Franz, Rosemarie (1981): Der Kachelofen. Entstehung und kunstgeschichtliche Entwicklung vom Mittelalter bis zum Ausgang des Klassizismus, 2. verb. u. verm. Aufl., Graz.

Funck, Stefanie (2015): Die Bibel in Eisen. In: Stefanie Funck; Christoph Otterbeck; Eveline Valtink (Hg.): Bibel in Eisen. Biblische Motive auf Ofenplatten des 16. Jahrhunderts, Kassel, S. 11–20.

Heege, Andreas (2012): Dekortechniken auf Ofenkeramik. In: Eva Roth Heege (Hg.): Ofenkeramik und Kachelofen. Typologie, Terminologie und Rekonstruktion im deutschsprachigen Raum (Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters 39), Basel, S. 68–99.

Heidenreich, Herbert (1978): Teppichmuster an Renaissance-Öfen im Museum der Schwalm. In: Schwälmer Jahrbuch 1977, S. 140–143.

Heidenreich, Heribert (2009): Die Renaissancetöpferei auf dem Klaushof in der Gemarkung Neukirchen (Schwalm-Eder-Kreis), Marburg.

Koldeweij, Eloy (1992): Het Gouden Leer. In: Monumenten en landschappen 11 (6), S. 8–32.

Koldeweij, Eloy (2004): Zur Entwicklungsgeschichte der Goldledertapeten. In: Hendrik Bärnighausen (Hg.): Ledertapeten. Bestände, Erhaltung und Restaurierung, Dresden, S. 13–23.

Laun, Rainer; Gross, Uwe (2005): Im Boden – aber dennoch über der Erde. Frühneuzeitliche Funde aus dem Dachgeschoss des Rathauses in Königsbach-Stein, Enzkreis. In: Archäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg 2005, S. 218–220.

Lehnemann, Wingolf (1984): Eisenöfen. Entwicklung, Form, Technik, München.

Pittroff, Michael (2011): Die Rekonstruktion eines Kachelofens im Augsburger Rathaus. In: Georg Ulrich Großmann (Hg.): Heiß diskutiert – Kachelöfen. Geschichte, Technologie, Restaurierung (Veröffentlichung des Instituts für Kunsttechnik und Konservierung im Germanischen Nationalmuseum 9), Nürnberg, S. 89–94.

Rosmanitz, Harald (2012): Das Jesuskind und die bärtigen Männer mit Zipfelmützen. Die spätmittelalterlichen Ofenkacheln von der Wertheimer Burg. In: Wertheimer Jahrbuch 2010/2011, S. 75–111.

Rosmanitz, Harald (2022): Reliefierte Ofenkacheln des Spätmittelalters und der Neuzeit aus dem Spessart im Spannungsfeld von Motivgeber, Handwerker und Verbraucher. Möglichkeiten und Grenzen einer induktiven Kontextualisierung. (masch. Diss.), Partenstein.

Roth Heege, Eva (2007): Konfession und keramische Bilderwelt. Spiegeln sich in der Ofenkeramik des 16. Jahrhunderts im schweizerischen Mittelland Einflüsse der Reformation und der Gegenreformation? In: Carola Jäggi; Jörn Staecker (Hg.): Archäologie der Reformation. Studien zu den Auswirkungen des Konfessionswechsels auf die materielle Kultur (Arbeiten zur Kirchengeschichte 104), Berlin/New York, S. 369–397.

Stephan, Hans-Georg (1991): Kacheln aus dem Werraland. Die Entwicklung der Ofenkacheln vom 13. bis 17. Jahrhundert im unteren Werra-Raum (Schriften des Werratalvereins Witzenhausen 23), Witzenhausen.

Thier, Bernd (2009): Die gusseisernen Ofen- und Kaminplatten von 1561 und 1563 in den Rechnungsbüchern des Rutger von der Horst. In: Hans-Werner Peine; Julia Hallenkamp-Lumpe (Hg.): Forschungen zu Haus Horst in Gelsenkirchen. Die mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Öfen (Denkmalpflege und Forschung in Westfalen 49.3), Mainz, S. 37–80.

Wisse, Geert (2005): Das Kind hat viele Väter. Die ersten Einzelbogen-Papiere. In: Lesley Hoskins (Hg.): Die Tapete. Geschichte, Gestaltung und Technik des Wanddesigns, Köln, S. 8–21.

 

  1. Rosmanitz 2022, S. 291-301. In FurnArch wurden von den 111 Fundnummern mit Ofenkeramik 501 reliefierte Keramikfragmente erfasst. Halbzylinderkacheln (222 St. = 44,31 %) und Blattkacheln (170 St. = 33,93 %) dominieren das Typenspektrum.
  2. Die Kachelnutzungshorizonte auf dem Gotthardsberg definieren sich wie folgt:

    • erster Kachelnutzungshorizont (= Periode 4-5, 1167 bis zum zweiten Drittel des 14. Jahrhunderts):
    • Becher- und Napfkacheln,
    • zweiter Kachelnutzungshorizont (= Periode 6, letztes Drittel des 14. Jahrhunderts): Napfkacheln und Kacheln vom Typ Tannenberg (170 St.),
    • dritter Kachelnutzungshorizont (= Periode 7, 1439 bis 1525): Halbzylinderkacheln mit Kielbögen, Blattkacheln, teilweise mehrfarbig (198 St.),
    • vierter Kachelnutzungshorizont (= Periode 9, erstes Drittel des 17. Jahrhunderts): Blattkacheln mit Tapetendekor (133 St.).

  3. Rosmanitz 2012, S. 86-90
  4. Zu Tapetendekoren (= Teppich- oder auch Rapportmuster) auf Ofenkacheln: Ermischer 1996; Heidenreich 1978; Stephan 1991, S. 100-105. Eine Interpretation von Tapetendekoren als Element der protestantischen „Bilderfeindlichkeit“ wurde von Roth Heege bezweifelt (Roth Heege 2007), S. 381-382.
  5. Zu Papiertapeten siehe Appuhn/Heusinger 1976, S. 87-103; Wisse 2005. Zu Ledertapeten siehe Koldeweij 1992; Koldeweij 2004
  6. Franz 1981, S. 99-100
  7. Franz 1981, S. 99
  8. Rosmanitz 2022, S. 47-48
  9. Der am Fragment ermittelte Durchmesser liegt bei 52 cm. Die Kacheln wurden im 16. und 17. Jahrhundert am Oberrhein nicht, wie in der Schweiz und Tirol üblich, nachträglich an ihren Kanten geradegeschliffen, um sie nahtlos in den Ofenkörper einzufügen. Die mit Ofenlehm gefüllten Fugen zwischen den einzelnen Kacheln geben bei der Berechnung des Durchmessers eine Toleranz von mindestens acht (zusätzlichen) Zentimetern vor.
  10. Zur Graphitierung von Ofenkeramik: Böhmer 2016; Endres 1998, S. 39; Heege 2012, S. 76; Laun/Gross 2005, S. 219; Pittroff 2011, S. 94
  11. Eine anschauliche zeitgenössische Darstellung des Aufbürstens von Graphit zeigt eine der Ständeliteratur entnommene Graphik aus dem letzten Drittel des 17. Jahrhunderts bei Blümel 1965, S. 74. Daß auch eine Teilgraphitierung des gußeisernen Feuerkastens möglich war, und zwar bevor der keramische Oberofen darüber errichtet wurde, ist für einen Kombinationsofen in Schloss Horst archivalisch bezeugt (Thier 2009, S. 49).
  12. Beim Polieren der Öfen in Schloss Horst kamen Gummiarabikum, ein Fell, das vom Auftraggeber zu stellen war, sowie ein Seidentuch zum Einsatz (Thier 2009, S. 49-50).
  13. Driesch 1990, S. 11-25; Funck 2015, S. 11-13; Lehnemann 1984, S. 13; Elling et al. 1992, S. 43-44
  14. Stephan 1991, S. 137, Abb. 138.6-7
  15. Heidenreich 2009, Bd. 1, S. 8
  16. Ansorge 2007, S. 209; Stephan 1991, S. 126 sowie S. 137-139
  17. Rosmanitz 2022, S. 214-217
  18. Rosmanitz 2022, S. 201-203